Wir schätzen es, wenn Menschen professionell sind. Etwas Können ist nahezu immer bewundernswert. Oft wird mit dem Begriff „professionell“ aber etwas ganz anderes verbunden: Emotionen zu zeigen oder sich für einen Zweck einzusetzen, der über unternehmerische Ziele hinausgeht, ist im beruflichen Umfeld selten gerne gesehen und gilt als „unprofessionell“, hat aber mit der eigentlichen Bedeutung – eine Fachkompetenz (nicht) besitzen – nichts zu tun. Und doch müssen Menschen oft das Gefühl haben, Ihre Gefühle, Intuitionen und Werte vor der Haustür abgeben zu müssen, wenn sie zur Arbeit gehen. Eigentlich schade, oder? Zum Glück gibt es ein Gegenmodell.
Evolutionäre Organisation
In unserem Beitrag die erste Säule der evolutionären Organisation ging es um die Selbstführung. Das heutige Thema lautet „Ganzheit“. Genauer gesagt, die Ganzheit der Menschen, die in einer evolutionären Organisation arbeiten. Denn neben der Selbstführung ist das ein zentraler Gesichtspunkt: Damit Menschen Verantwortung für das Unternehmen übernehmen und sich damit identifizieren können, brauchen sie das Gefühl, so vom Unternehmen angenommen zu werden, wie sie sind.
Die Fesseln der Rolle sprengen
Hierarchieunternehmen setzen darauf, dass Menschen in eine klar definierte Rolle schlüpfen. Alles, was darüber hinausgeht, ist für solch eine Organisation bestenfalls irrelevant, schlimmstenfalls störend. Emotionen? Die Vernunft ist gefragt. Intuition? Zahlen und Fakten zählen. Werte? Erfolg ist der einzige Wert von Bedeutung. Das ist so weit etabliert, dass sich viele Menschen gar nicht mehr vorstellen können, dass es auch anders geht. Und es führt zugleich zu großen Problemen. Wo Menschen nicht als ganze Personen akzeptiert werden, hält sich die Identifikation mit dem Unternehmen in engen Grenzen. Es schwächt die Motivation der Mitarbeiter. Es nährt Egoismus. Es führt dazu, dass Menschen sich verstellen, Schein und Gesicht wahren, und darauf mehr Energie verwenden als dafür, sich selbst wie auch das gemeinsame Unternehmen weiterzubringen.
Praktische Vorteile
Und nicht zuletzt passt es nicht mehr in unsere Zeit. Heute wünschen sich viele Menschen oder fordern gar, dass Ihre Arbeit nicht nur Broterwerb ist, sondern auch Sinnerfüllung. Ob Umweltschutz oder ein gerechter Umgang miteinander, wir alle haben Werte, für die wir einstehen wollen. Und wenn wir das verbergen sollen, um arbeiten zu „dürfen“, oder noch schlimmer, die Arbeit dem widerspricht, wofür wir stehen, dann ist das pures Gift für das Verhältnis zu unserem Arbeitsplatz. Das evolutionäre Organisationen Menschen bewusst als ganze Personen mit all ihren Eigenschaften annehmen, hat also auch einen ganz pragmatischen Grund: Wo Menschen so akzeptiert werden, sind sie motivierter. Sie sind lebendiger. Sie haben mehr Mut, Impulse zu setzen. Verantwortung zu übernehmen. Sich für ihre Kollegen und das Unternehmen verantwortlich zu fühlen. Sie müssen sich nicht verstellen, und es fällt ihnen leicht, darauf zu vertrauen, dass auch ihre Mitarbeiter sich stets so zeigen, wie sie sind, und sagen, was sie denken. Es sollte offensichtlich sein, wie das dem Arbeitsklima nutzt und den Unternehmenszielen zuträglich ist.
Ganzheit erfordert eine gemeinsame Basis
Wie auch bei der Selbstführung gibt es hier mit Sicherheit Bedenkenträger: Wo soll das nur hinführen, wenn jeder seinen Gefühlen freien Lauf lässt? Meine Werte sind doch Privatsache, und das Gleiche gilt für meine Kollegen. Damit will ich mich nicht auch noch rumschlagen müssen, das schadet doch nur dem Firmenfrieden! Wie so oft ist auch hier ein Fünkchen Wahrheit enthalten. Wer mit seinen Emotionen unkonstruktiv umgeht und andere damit ständig belastet, wird zu einer evolutionären Organisation schwerlich passen. Und wer Werte mitbringt, die im starken Kontrast zu denen seiner Kollegen stehen, wird nur wenig Erfüllung finden, dafür aber viele Konflikte auslösen.
Mit der Freiheit der Selbstführung geht das Prinzip der Verantwortlichkeit einher. Im gleichen Sinn setzt auch die Ganzheit voraus, dass Verfahren dafür sorgen, dass Menschen zusammenarbeiten, die auch zusammenpassen. Wir bei agorum haben daher einen Bewerbungsprozess mit sechs Schritten eingeführt, der sicherstellt, dass jeder unserer Mitarbeiter zum Unternehmen und seinen Kollegen passt. Nur so können wir garantieren, dass auch die zweite Säule der evolutionären Organisation bei uns sicher steht.
FAZIT
Wie ist Ihre Erfahrung im Berufsleben? Fühlen Sie sich als ganzer Mensch angenommen? Ist das überhaupt etwas, was Sie beschäftigt? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare.